Zehn Jahre (2001 – 2011) spielte Christian Pander beim FC Schalke 04 und gehörte während seiner aktiven Zeit zu den beliebtesten Spielern im Kader. Doch auch nach der Karriere ist der heute 38-Jährige nicht in Vergessenheit geraten: Im April 2020 wurde der frühere deutsche Nationalspieler, der 2007 mit einem Traumtor aus über 20 Metern den 2:1-Siegteffer gegen England im neuen Wembley-Stadion erzielte, in die Schalker Elf des Jahrtausends gewählt ("Sky-Sport") – eine große Ehre für den Linksverteidiger mit der hervorragenden Schusstechnik.
RevierSport hat mit Christian Pander (38) über den FC Schalke 04, Thomas Ouwejan, seine Prognose für die Rückrunde und die Arbeit als Mentaltrainer in Corona-Zeiten gesprochen:
Christian Pander, der FC Schalke 04 in Liga zwei. Mussten Sie sich an diesen Anblick erst gewöhnen?
Definitiv. Der Moment des Abstiegs war natürlich für alle Schalker ein Schock, auch wenn es sich abgezeichnet hatte. Diesen Verein in der 2. Liga zu sehen, bricht einem das Herz und ist sehr traurig. Ich war beim zweiten Heimspiel in dieser Saison gegen Erzgebirge Aue im Stadion. Es war auch ein Stück weit ernüchternd, dass Schalke und Aue, bei allem Respekt für den Gegner, in einer Liga spielen. Wenn ich mich an meine Zeit erinnere: Dort sind wir dreimal Vize-Meister in der Bundesliga geworden.
Nach 18 Spielen steht Schalke mit 30 Punkten auf Rang vier und ist punktgleich mit dem Relegationsplatz. Wie würden Sie die erste Halbserie bewerten?
Es sieht ganz gut aus. Vor der Saison wusste man nicht, wo Schalke nach dem großen Umbruch wirklich steht. Deswegen kann man als Fan zufrieden sein – es wird gute Arbeit geleistet. In der 2. Liga gibt es keine einfachen Spiele und spielerisch ist sicherlich noch Luft nach oben. Aber: Wir haben früher auch nicht immer den besten Fußball gespielt.
Sportdirektor Rouven Schröder hat den Umbruch eingeleitet. Seit er im Amt ist, scheint es deutlich ruhiger auf Schalke geworden zu sein. Viele Experten sehen in ihm einen Glücksgriff für den Verein. Sind Sie ähnlicher Meinung?
Ich sehe es genauso und kenne Rouven auch persönlich. Er macht sehr, sehr gute Arbeit. Es klingt nicht viel nach außen, das ist positiv. Viele Transfers wurden vom Verein verkündet, ohne dass sie vorher schon in sämtlichen Medien standen. Das spricht für seriöses Arbeiten.
Bei Thomas geht mir das Herz auf! Er versucht immer den Ball scharf vor das gegnerische Tor zu bringen und macht das wahnsinnig gut. Ich finde ihn super. Das ist kein 08/15-Gekicke.
Ex-Schalke-Star Christian Pander schwärmt von Thomas Ouwejan.
Mit Thomas Ouwejan hat Schalke im Sommer einen Spieler verpflichtet, der als Linksverteidiger bereits an zehn Treffern direkt beteiligt war. Er ist stark bei Standardsituationen und hat einen tollen linken Fuß. Auch Sie waren früher ein offensivstarker Linksverteidiger. Da ist schon Ähnlichkeit vorhanden, oder?
Das kann man wohl so sagen. Bei Thomas geht mir das Herz auf! Er versucht immer den Ball scharf vor das gegnerische Tor zu bringen und macht das wahnsinnig gut. Ich finde ihn super. Das ist kein 08/15-Gekicke. Aus seinen Flanken sind bereits mehrere Eigentore entstanden, weil diese Hereingaben schwer zu verteidigen sind. Ich glaube zudem, dass ihm die Dreierkette entgegenkommt, weil er dadurch defensiv entlastet wird. Bei einem Projekt für die Initiative “Schalker Leben“ habe ich Thomas mal kennengelernt. Er ist ein feiner Kerl und es freut mich ungemein für ihn, dass er so gut auf Schalke angekommen ist.
Wenn Sie eine Prognose abgeben müssten: Wo wird Schalke am Ende der Saison stehen und warum?
Meine Hoffnung ist natürlich, dass Schalke direkt aufsteigt. Ich denke aber, dass der Verein um den Relegationsplatz spielen wird. Das wird eine spannende Rückrunde in dieser engen Liga. Wichtig wird sein, dass die Mannschaft gut aus der Winterpause kommt. Da bin ich allerdings frohen Mutes. Wenn Schalke ähnlich spielt wie in der Hinserie, muss man zufrieden sein – auch wenn es nicht reichen sollte. Der Umbruch war groß und es konnte etwas aufgebaut werden.
Abschließend noch eine persönliche Frage: Sie sind ausgebildeter Mentaltrainer. Ist die Arbeit während der Corona-Zeit intensiver geworden?
Intensiv war die Arbeit auch vorher schon. Aber Corona hat auf diese Thematik natürlich aufmerksam gemacht, so dass sich die Menschen damit beschäftigt haben. Wir begleiten nicht nur Profisportler, sondern bilden auch aus. Beim Fußball ist es so, dass es für einen Teil der Spieler schon schwierig für den Kopf war, sich mit dem Thema Geisterspiele auseinanderzusetzen. Es gibt Spielertypen, die die Fans brauchen, um die besten Leistungen abzurufen. Es ist sehr individuell. Insgesamt ist es natürlich eine außergewöhnliche und herausfordernde Situation.